A Business Process Love Story Teil III: Verwechslungsgefahr
Wie unser Werk doch noch fliegen gelernt hat. Und einen neuen Namen bekam.
Qlinker vs. Q-Linked
Ihr erinnert euch an das Schreiben von Herrn Mesqui von der Firma Q-Linked, in dem er uns freundlich zur Änderung unseres Firmennamens aufforderte? Es trug sich zu, dass Herr Mesqui einige Tage später in unserem Büro an der Mellingerstrasse sass und wir uns darüber austauschten, wie eine frontale Kollision unserer Firmen verhindert werden konnte.
Herr Mesqui redete nicht lange um den heissen Brei und erklärte mir noch einmal freundlich, dass sich unsere Firmennamen (Qlinker vs. Q-Linked) nur in zwei orthografischen Zeichen unterschieden. Schliesslich wollte er von mir wissen, ob ich nicht auch eine Ähnlichkeit der Firmennamen feststellen konnte.
Orthografie vs. Semantik
Meine Antwort liegt wohl in der Disziplin begründet, welche ich vor etwa 10 Jahren zu meiner Leidenschaft erklärt habe: Dem Marketing. Denn Juristen und Germanistiker mögen sich in dieser Frage an Buchstaben orientieren. Als Marketer hingegegen lege ich Wert auf deren Bedeutung. Wenn ich also sage: "Ich liebe meine Freundin über alles." Oder: "Ich liebe meinen Hund" über alles. Dann unterscheiden sich die beiden Sätze doch wohl durch mehr als nur ein Wort.
Die objektive Sicht auf Herrn Mesquis Frage existiert einfach nicht. Aber ich konnte allemal ausführen, was mir die Buchstaben Q L I N K E R bedeuten:
- Ich sehe in Qlinker Fraktale, welche als selbstähnliche Bausteine ein Grosses Ganzes bilden. Gerne auch mal ein etwas komplexeres Ganzes.
- Ich denke an die herrschaftliche Villa am Comersee, wohin wir uns zurückzogen, um den Businessplan von Qlinker zu erarbeiten. Diese war aus robusten Klinkersteinen gebaut und der wahre Ursprung des Projektnamens Qlinker.
- Ich erinnere mich an folgenreiche Entscheidungen. Aber auch an die Zuversicht, mit der wir Sie trafen. Weil Vena das längere Streichholz zog, wurde er Geschäftsführender Gesellschafter. Übrigens: Trotz unorthodoxer Methode eine tolle Entscheidung!
- Ich erinnere mich an die Debatten unter Entwicklern Gründern und Partnern, die nötig waren, bis unser Produkt fliegen lernte.
Kurz: Eine Marke bedeutet für mich die Gesamtheit aller Geschichten, die ich in ein jedes noch so kleine Zeichen hineinprojizieren kann. Und so gesehen: Nein. Ich finde die Namen nicht im Geringsten ähnlich. Voilà. Die Positionen waren gefasst.
Als die Anwälte die Bühne betraten ...
Zunächst hoch entschlossen unsere legitime Position bis zum Letzten zu verteidigen, kam es bald zum Schriftwechsel zwischen unseren Anwälten. Waren die Formulierungen und Herleitungen der Positionen auch der Autoren Standes gemäss, so realisierten wir erst nach und nach, welches Theater sich hier abzeichnete.
Unser Produkt erhebt den Anspruch, besonders Sinn stiftend zu sein. Sinn stiften bedeutet für uns, eine Antwort auf eine Warum-Frage zu liefern. Dies zwang uns, einige Warum-Fragen zu stellen:
- Unser Projekt verlief bis anhin perfekt nach Plan. Doch kurz vor Ende der Fertigstellung eines marktreifen Prototypen sind wir in eine Situation geraten, in der wir juristische Drittpersonen hinzuziehen müssen, die unsere gefassten Positionen (ÄHNLICH vs. NICHT ÄHNLICH) vertreten und eine wiederum unabhängige, andere davon überzeugen sollten? Warum?
Die Antwort durfte doch nicht lauten: "Weil wir der Q-Linked AG beweisen wollen, dass die Namen NICHT ÄHNLICH waren." Das wäre doch durch und durch sinnlos. - Warum ist uns der Name Qlinker wichtig?
Sicher, einerseits der Klinkersteine wegen. Aber viel wichtiger war uns der Bezug zu den Fraktalen Strukturen. Liesse sich das auch anders ausdrücken? Ganz bestimmt. Daher setzte sich Venancius Sichtweise durch: - Warum investieren wir Zeit und Mittel nicht wieder in Sinnstiftung? In die reibungslose Markteinführung unseres Produkts zum Beispiel? In die Umsetzung der ersten Berater-Feedbacks in sinnvolle Features zum Beispiel?
Nur zu gern hätten wir den Beweis erbracht und von einer unabhängigen Instanz die Bestätigung erhalten, dass Qlinker durch und durch einzigartig und unverwechselbar ist. Doch das war es einfach nicht, wofür wir angetreten waren. Unser Warum wäre in jedem Fall aus dem Fokus geraten.
... zogen wir den Sinn vor
Und so kam es, dass sich Vena und ich erneut in meinem Büro wiederfanden, um über Namensalternativen zu Qlinker zu sinnieren: Anfangs kamen wieder die aufgewärmten Worthülsen zum Vorschein, die schon in der ersten Runde versenkt wurden. Doch schliesslich hatten wir endlich eine handvoll Buchstaben beisammen, welche wir in Zukunft als Projektionsfläche unserer Geschichten und Werte in die Welt tragen wollen: Fraktalwerk.
Ist es nicht lustig, dass der Name, welcher letztendlich das Rennen machte, in unserer ersten Runde der Namensfindung nie aufgetaucht war? Übe ich mich hier in krampfhafter Sinngebung oder waren der Umweg über Qlinker, die damit einhergehenden Auseinandersetzungen und Diskussionen einfach notwendig, um auf auf diese Idee zu kommen? Fast hätte ich vergessen, warum ich diesen Artikel schreiben wollte: Nämlich um mit stolz zu verkünden: Unser Werk fliegt.