Sascha Herzog - Was Teilchen wirklich bewegt - Sinnverantwortung
Sascha Herzog, Co-Founder von Fraktalwerk über Sinnverantwortung
Perspektivenwechsel
Zum Abschluss der Vortragsreihe war ein Perspektivenwechsel angesagt. Und ein bisschen Storytelling. Sascha Herzog erzählte die Geschichte von KMU-Inhaber Dagobert und seiner Assistentin Maya. Beide arbeiteten in ein und derselben Unternehmung, jedoch in ganz anderen Realitäten. Es sei zu einem beachtlichen Grad auf die Ressource «Sinn» zurückzuführen, dass Dagobert trotz seiner objektiv viel anspruchsvolleren und belastenderen Aufgabe deutlich mehr Elan verspürt als Maya, die morgens kaum aus dem Bett kommt. Ermittelt man für die beiden einen Burnout-Indikator, so sei dieser bei Maya, welche in ihrer Arbeit keinen Sinn sieht, deutlich höher. Und das liege nicht in der Frage begründet:
«Was fordert dir deine Arbeit ab?»,
sondern in der umgekehrten Formulierung
«Was gibt dir deine Arbeit zurück?»
Dagobert ist ein Vollblut-Unternehmer. Er löst Probleme, schafft, überdenkt und reformiert Strukturen. Bei jedem Handgriff spürt er seine Wirksamkeit, erfährt er Sinn. Ganz anders sieht es bei Maya aus. Ihr fehlt der Überblick, versteht den Kontext ihrer Arbeit nur ansatzweise. Sie führt daher nur peinlich genau Dagoberts Anweisungen aus.
Die Karte: Orientierung, Werte, Sinn
Wie sich das junge Startup Fraktalwerk dem Thema Sinn nähert, zeigte er anhand einer mittelalterlichen Weltkarte auf.
Sinn gehe immer mit einer Frage nach dem Warum einher.
Die Antwort auf eine Warum-Frage stellt immer einen Zusammenhang her und gibt Orientierung.
In seinem Referat hatte Lionel Schlessinger bereits zuvor ausgeführt, mit welch ungeheuren komplexen und ambigen Realitäten wir in der heutigen Arbeitswelt konfrontiert sind.
Ein klares Statement, um was es in einer Organisation im Kern geht, welche wirtschaftliche, gesellschaftliche Leistung es als System hervorbringt, sei die Grundlage für Sinn stiftendes Leadership. Mitarbeiter wollen ihre persönlichen Werte jenen ihrer Unternehmung gegenüberstellen, allenfalls auch daran ausrichten und sich bei ausreichend grosser Übereinstimmung identifizieren und engagieren.
Es geht nicht um die Frage, was ist richtig oder falsch, sondern darum, was uns als Organisation wichtig ist.
Die Mittelalterliche Karte dient als Illustration. Die Erde als Scheibe, zusammengehalten von Jesus mit der Pilgerstadt Jerusalem im Mittelpunkt - Was auf der Weltkarte abgebildet ist, würde man heute als alternative Fakten abtun. Dennoch sei diese ungleich Sinn stiftender als alle Karten, die wir auf unseren Smartphones mit uns herumtragen. Indem die mittelalterliche Karte exitenzielle Warum- und Wertefragen beantwortete, führte sie eine weltumspannende Gemeinsschaft hin zu einer starken, geglaubten, vor allem aber geteilten Realität.
Die Geschichte der Affen, die ihr Warum vergassen
Dazu erzählte er eine Geschichte: Fünf Affen sassen in einem Käfig. In der Mitte dieses Käfigs hing eine Banane. Doch jedes Mal, wenn ein Affe nach der Banane griff, wurden alle Affen im Käfig mit kaltem Wasser abgespritzt. Dadurch lernten die Affen, dass diese Banane offensichtlich nicht zum Verzehr geeignet war und bald hegte keiner der Affen mehr ein Verlangen danach. So weit so sinnhaft und gut. Jedoch ersetzte man eines Tages einen Affen durch einen Neuen. Natürlich wollte sich dieser spontan die Banane holen. Er kam jedoch nicht dazu, weil seine Kollegen - eine unangenehme Dusche vor Augen - auf ihn losgingen und ihn verprügelten. An diesem Punkt stellt sich die Frage:
Wie sah wohl die Realität für diesen einen Affen aus? Machte für Ihn noch irgendetwas etwas Sinn.
Auch wenn er nicht verstand, warum ihm seine Kollegen Gewalt antaten: Der Neuankömmling akzeptierte diese Sinnlosigkeit und liess von der Banane ab. Schlimmer noch: als man später nach und nach weitere Affen austauschte, prügelte er an vorderster Front mit. Eines Tages waren 5 Affen in dem Käfig. Alle wendeten Gewalt an, wenn einer schwach wurde und nach der Banane griff. Warum wusste keiner.
verAntworten
Mit einem frei zitierten Gedicht von Poetry Slammer Phriedrich Chiller setzte er den Schlusspunkt. Im Wort Verantwortung stecke das Wort «Antworten». Bei Sinnverantwortung gehe es um Antworten auf Warum-Fragen, gemeinsame Lernkurveneffekte, das Erleben und Bewahren einer gemeinsamen Story-Kultur, Authentizität und Ehrlichkeit.
«Wenn wir verstehen und begreifen - Wenn wir schlichten nicht nur streiten.
Wenn wir Augenhöhe halten - Wenn wir leiten, nicht verwalten.
Wenn wir Frieden stiften, statt zu schiessen - Türen öffnen, statt zu schliessen!
Wenn wir zupacken, nicht -schauen. Wenn wir helfen und vertrauen.
Wenn wir Werte haben, für sie brennen. Zu Fehlern stehen und sie benennen.
Nicht auf alles eine Antwort kennen. - Das nennt man verAntworten. »